Heute wird es kontroverser & kritischer als sonst! 😁
Ich berichte Dir von meinen persönlichen & subjektiven Erfahrungen, die sich auch mit einigen von Bekannten & Freunden decken.
Nimm Dir also wie immer das mit, was für Dich passt und ignorier den Rest 😉
Es soll es aber natürlich nicht nur um meine Meinung gehen, sondern ich möchte Dich heute auch bewusst wachrütteln: Wie oft steckst Du Dich in eine Kategorie, die gar nicht auf Dich zutrifft?
Ich bin ein riesen Fan von Wachstum, aus Fehlern zu lernen & Persönlichkeitsentwicklung (ich bin ein Developy– quasi wie Swifty nur in der nerdy Version! 🤓 Patent angemeldet.).
Mich hat es schon immer fasziniert wie Menschen ticken.
Warum Kinder, die in der gleichen Familie groß werden, sich so konträr entwickeln.
Welche Muster unser Leben, bewusst oder unbewusst, steuern und wir uns so selten bewusst sind, dass wir im Autopilot durchs Leben gehen.
All das hat damit angefangen, dass ich mich selbst besser verstehen und smartere Entscheidungen treffen wollte - endlich raus aus Opferrolle & People Pleasing!
Psychologie studieren also – das schien mir anfangs naheliegend für meinen neuen Berufswunsch. Als ich dann aber erfahren habe, dass ein großer Teil des Studiums aus Statistik & Krankheitslehre besteht, war ich verwirrt. Hier habe ich mich zum ersten Mal bewusst daran gestört, dass Menschen in Boxen & Kategorien gesteckt werden.
Ist nicht jeder Mensch 100% individuell?
Können nicht 2 Menschen, die die gleiche „Erkrankung“ haben, trotzdem ganz unterschiedliche Ansätze benötigen, um wieder zu gesunden?
Und warum werden fast immer sofort Medikamenten angeboten? Die lassen die Symptome nämlich nur kurzfristig verstummen und helfen null bei der Ursachenbehandlung.
Ich war selbst bereits öfter auf der anderen Seite der Couch, habe sowohl die Psychoanalyse, als auch die Verhaltenstherapie ausprobiert. Und habe für mich ganz persönlich festgestellt: es sind nicht die sinnvollsten Optionen für mich, beides führt mich nicht zu meinem gewünschten Ziel.
Es gibt ohne Zweifel viele wahnsinnig gute Therapeuten da draußen, die einen fantastischen Job machen! Ich möchte hier also gewiss nicht verallgemeinern.
Die passende Alternative zur Psychotherapie für mich: Coaching!
Denn es gibt es ein paar grundsätzliche Faktoren, die mich am „klassischen System“ stören und die ich für meine eigene Arbeit anders gestalten möchte:
Das Thema mit der Diagnose
Psychotherapeuten haben viele Jahre studiert und sollten nach Abschluss sehr viel Fachwissen haben – I will give you that! Aber anhand von sehr wenigen, teilweise sogar nur einem!, Gespräch eine Diagnose auszustellen, die anschließend das Leben des Klienten maßgeblich beeinflussen wird, finde ich schon eine beinahe gottgleiche Gabe.
Zumal hier nicht vergessen werden darf, dass in diesen ersten Sitzungen noch keine Vertrauensbasis besteht. Wir also davon ausgehen dürfen, dass der Klient definitiv nicht die (ganze) Wahrheit sagen wird und die wirklich juicy Themen erst wesentlich später aufkommen.
Oftmals bleiben diese ersten Gespräche recht oberflächlich und das Unterbewusste – quasi des Pudels Kern – wird noch gar nicht einbezogen. Es geht hier also oftmals nur um das „Presenting problem“*, die Spitze des Eisbergs und nicht um das eigentliche Thema.
Nicht gerade ein solides Fundament, auf das die Diagnose gestützt wird, oder?
Die meisten Menschen, die sich in Therapie begeben, sind keine „Extremfälle“ wie schizophrene Erkrankungen, Psychosen oder schwerste Depressionen, wo akute Gefahr für Leib & Leben besteht. Sondern häufiger Menschen wie Du und ich, die sich gerade in einer herausfordernden Zeit befinden und mit den Anpassungen an die neue Situation nicht umgehen können. Solche Situationen gehören zum Menschsein dazu, die wenigsten von uns kommen komplett ungeschoren durch dieses Leben.
Ich würde mich hier mal weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass die meisten Menschen sich für eine Therapie folgendes wünschen würden:
Klingt all das nach einer mentalen Erkrankung für Dich, die eine Diagnose erfordert?
Oder eher nach einem ganz normalen menschlichen Bedürfnis nach Unterstützung?
Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen Diagnosen, sie können sinnvoll sein. Aber ich hinterfrage kritisch, ob sie wirklich notwendig und der richtige Ansatz sind?
Denn es entsteht ein massives Problem: Menschen haben die Neigung, sich mit ihren Diagnosen zu identifizieren und diese fälschlicherweise als permanenten, unveränderlichen Teil ihrer Persönlichkeit anzuerkennen! Und all ihr Handeln unbewusst danach auszurichten.
Also eine Schublade, in die uns fremde Menschen stecken (und uns auch entsprechend behandeln) und die wir viel zu häufig unreflektiert akzeptieren, weil „die Experten es ja besser wissen müssen“.
Mir ging es vor einige Monaten so, als ich mit Depressionen & Burnout diagnostiziert wurde, nachdem ich eine langanhaltend schwierige Phase hatte. Ich habe ganz normale Gefühle von Traurigkeit, Schwermut, Antriebslosigkeit und Überforderung empfunden. Aber anstatt sie kommen & gehen zu lassen, wie es bei Gefühlen sein sollte – denn sie sind nie von Dauer, habe ich unbewusst daran festgehalten. Aufgrund meiner Diagnose.
Ich BIN depressiv, also ist es für mich ausgeschlossen Freude oder Motivation zu empfinden. Ich handelte wie jemand, der depressiv ist, zog mich selbst immer wieder gedanklich runter. „Ich bin so erschöpft“, „Alles ist so schwer“ lief in Dauerschleife in meinem Kopf. Dass meine Stimmung entsprechend schlecht war, ist irgendwie logisch, oder?
Ich möchte mit diesem Beispiel ganz deutlich sagen: Gefühle sind KEIN Teil Deiner Persönlichkeit! Sondern, wie Dein Verhalten auch, nur eine vorübergehende Reaktion auf äußere Umstände, die Du aktiv steuern und wählen kannst. Nicht WER Du bist.
Wenn jetzt aber nun eine Diagnose gestellt wird, identifizieren wir uns damit und unser Leben richtet sich danach aus. Wir verwehren uns hier oft selbst den Ausweg aus der Situation.
Müssen wir denn immer alles benennen?
Können wir Dinge nicht einfach mal annehmen, wie sie sind? Ganz ohne Wertung?
Die Haltung des Therapeuten
Psychotherapeuten wird beigebracht distanziert, unpersönlich und professionell zu sein.
Dieser Punkt ist eher eine persönliche Präferenz, die jeder für sich selbst testen muss.
Für mich funktioniert das „klassisch professionelle“ nicht, denn Vertrauen ist, meiner Meinung nach, keine Einbahnstraße. Ich kann mich wesentlich besser jemandem öffnen, der mich auch an seinen Erfahrungen teilhaben lässt.
Jemand, der seine Strategien nicht nur aus Schulbüchern auswendig gelernt, sondern selbst angewandt hat, wirkt auf mich wesentlich kompetenter.
Einen authentischen, ehrlichen und direkten Therapeuten, der auch mal sagen kann „Ich kann nachvollziehen, wie Du Dich fühlst, ich habe auch schon XYZ erlebt. Fühlt sich beschissen an, oder?“ würde ich tausend Mal einem „und wie fühlen Sie sich dabei“ vorziehen.
Ich fand es immer strange mich einem fremden Menschen gegenüber komplett verwundbar zu zeigen und mich emotional nackig zu machen, von dem ich gar nichts weiß und der keinerlei Emotionen durchscheinen lässt
Es gibt mir viel mehr Hoffnung, jemandem gegenüber zu sitzen, der auch schon im sprichwörtlichen Schützengraben lag und es raus geschafft hat - von solchen Menschen möchte ich lernen!
Und diesen Ansatz habe ich häufiger in den Alternativen zur Psychotherapie vorgefunden.
Was ist Deine Meinung dazu?
Einmal ein neues Abhängigkeitsverhältnis, bitte
Im Laufe meines Lebens habe ich Menschen getroffen, die seit 10 Jahren jede Woche zum Therapeuten gehen. Versteh mich nicht falsch, grundlegende Veränderungen entstehen nicht über Nacht, sind harte Arbeit und brauchen viel Zeit und Geduld. Manche Menschen brauchen weniger, manche mehr Zeit, je nach Charakter und der Komplexität der Thematik. Das ist total in Ordnung!
Aber wenn jemand nach jahrelanger Therapie immer noch das Gefühl hat er/sie MUSS jede Woche mit dem Therapeuten sprechen, weil ein Bewältigen der alltäglichen Herausforderungen des Lebens nicht allein möglich ist, dann ist das nicht als erfolgreiche Therapie zu betrachten.
Das ist schlicht und ergreifend ein neues ungesundes Abhängigkeitsverhältnis, dass nicht nur unethisch und teuer, sondern auch kontraproduktiv ist.
Jede Therapie, die NICHT darauf ausgerichtet ist:
Individuelle, sinnvolle & praktische Strategien für den Alltag zu erarbeiten, die der Klient jederzeit anwenden kann
Klient zu ermächtigen, wieder volle Eigenverantwortung für das eigene Leben zu übernehmen
Zukünftig selbstständig mit den Herausforderungen des Lebens umgehen zu können & Emotionen zu regulieren
ist meiner Meiung nach Versagen auf ganzer Linie!
Immer in der Vergangenheit wühlen
Wir können unser Leben nur in der Retrospektive verstehen. Und es ist wichtig sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen, um zu verstehen, warum wir hier gelandet sind. Und um aus unseren Fehlern zu lernen.
Aber ich bin kein Fan davon sich jahrelang nur auf die negativen Aspekte der eigenen Kindheit zu fixieren. Vergangen ist vergangen, wir können die Uhr nicht zurück drehen.
Das einzige, was wir noch verändern können, ist wie wir heute mit unserer Geschichte umgehen wollen, wie unser Leben zukünftig aussehen soll. Was wir aus den Umständen machen, die uns gegeben sind. Wir können nur vorwärts leben, deswegen finde ich einen proaktiven Ansatz mit nützlichen Alltagsstrategien für das HEUTE viel effektiver.
Denn was nützt es mir, wenn ich meine Vergangenheit zwar verstehen, aber nichts mit diesem Wissen anfangen kann?
Du bist NICHT Deine Emotionen. Du bist NICHT Dein Verhalten. Du bist NICHT Deine Vergangenheit. Du bist NICHT Deine Diagnose. Du bist NICHT Deine Familie, Dein Partner, Deine Freunde. Du bist NICHT Dein Job, Deine Qualifikationen, Dein Abschluss. Du bist NICHT Deine Fehler. Du bist NICHT Deine Rolle als Mutter, Tochter, Freundin.
*Presenting Problem ist oft das oberflächliche Symptom, das eine Person in Therapie bringt. Häufig offenbaren sich jedoch im Verlauf der Behandlung tiefere zugrunde liegende Themen, wie emotionale Konflikte oder vergangene Traumata, die das eigentliche Problem darstellen.
Welche Alternative zur Psychotherapie würde für Dich in Frage kommen?
Welche Methoden hast Du schon ausprobiert?
Falls es Dir heute noch niemand gesagt hat:
Du bist wertvoll und Du hast Liebe verdient.
Du musst nicht repariert werden, weil du nicht kaputt bist.
Du bist bereits HEIL.
Ich glaube an Dich und ich wertschätze Dich, so wie Du bist.
Meine Buchempfehlung zum Thema:
"Vielleicht solltest Du mal mit jemandem darüber reden" von Lori Gottlieb
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