Mein letzter Blogpost liegt nun schon einige Wochen zurück – das Leben kam dazwischen.
Ehrlich gesagt hat es eine ganze Weile gedauert, bis ich den Entschluss fassen und dann die Kraft & den Mut aufbringen konnte, das heutige Thema zu adressieren.
Dieser Text wird anders als alle, die ich bisher geschrieben habe – weniger Pep-Talk, mehr Einlass in meine Seele.
Aber nicht weniger authentisch, denn das Leben besteht nicht nur aus Regenbogen & Sonnenschein. Das zu erwarten, ist einfach nicht realistisch.
Manchmal gibt es Phasen, die einfach nur Scheiße sind, wo es schwer wird blumige Worte zu finden.
Es wird also dieses Mal düster, roh, ehrlich und an manchen Stellen vielleicht etwas schwer zu verdauen.
Heute geht es um das, was wir alle um jeden Preis vermeiden & verdrängen wollen.
Wir mithilfe von Handys, Binge-Watching & Doomscrolling zu ignorieren versuchen, da eine Konfrontation meist als sehr unangenehm empfunden wird.
Es geht um das Thema Schmerz. Der untrennbar zum Leben dazu gehört.
Es gibt keine Liebe ohne Verlust, kein Kennenlernen ohne Abschied, keinen Erfolg ohne Niederlagen, keinen Gewinn ohne Risiko.
Alles, was es wert ist, zu besitzen, kann uns auch wieder verlassen oder verletzten.
Im Leben gibt es leider keine Garantien für das ewige Glück. Genau deswegen ist es wo wichtig schönen Zeiten & Erfolge wertzuschätzen und es zu genießen, wenn es uns gut geht.
Über dieses, für uns alle relevante, Thema wird kaum in der Öffentlichkeit gesprochen. Wir sehen auf Social Media mehrheitlich nur die Happy Vibes, die grandiosen Abenteuer, die scheinbar mühelosen Erfolge.
Wir sind von der Gesellschaft so sehr darauf konditioniert, dass nur angenehme Gefühle eine Daseinsberechtigung haben und wir dadurch ständig sofortiger Belohnung nachjagen. Kaum haben wir einen Meilenstein erreicht und eine To-do-Liste abgehakt, muss schon wieder die nächste Bestätigung von außen her.
Ich habe einen kleinen Test für Dich:
Eine halbe Stunde an die Wand starren. Ganz allein & ungestört, nur mit Dir selbst sitzen. Ohne etwas zu tun oder ein konkretes Ziel zu haben. Ohne zum Handy zu greifen oder Dich anderweitig abzulenken.
Was passiert in Dir? Springt das Gedankenkarussell sofort an? Kommt alles hoch, was Du so gerne in einer Kiste vergraben möchtest? Oder entstehen vielleicht positive Gefühle von Klarheit & Frieden?
Wie gut kannst Du aufkommende (ggf. unangenehme) Gefühle aushalten und annehmen?
Wenn wir dann doch mal ausdrücken, wie es uns wirklich geht, kriegen wir nicht selten zu hören, dass wir uns nicht so anstellen sollen. Da es ja immer jemanden gibt, „dem es noch schlechter geht als Dir“. Was definitiv der Wahrheit entspricht, aber in schweren Zeiten leider null Komfort bringt. Oft wissen andere Menschen nicht, wie sie reagieren & helfen sollen. Weil sie selbst nicht gelernt haben, mit Schmerz umzugehen.
Ich schreibe diese Zeilen in der Hoffnung, dass es Dich ermuntert, ebenfalls offen über Themen zu sprechen, die Dich belasten. Um Dir zu zeigen, dass Schmerz nichts ist, was wir dauerhaft vermeiden können, sondern etwas, dass wir HEAD ON anschauen und vor allem FÜHLEN müssen, wenn wir wirklich nachhaltig heilen wollen. Denn alles, was wir nicht aussprechen & verarbeiten, verbleibt dauerhaft in unserem System. Und vergiftet unsere Seele, beeinträchtigt unsere Zukunft – das ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen.
Es ist okay und normal ist, für eine Zeit mal nicht okay zu sein. Du Dich dafür nicht rechtfertigen brauchst. Vielleicht darf ich Dir zeigen, dass Du niemals allein bist, egal wie aussichtslos Deine Situation auch erscheinen mag.
Ich durchlaufe gerade eine der härtesten Phasen meines Lebens
Glaube mir, nach allem, was ich schon erlebt habe, kommt dieses Statement für mich sehr überraschend.
Nach einer traumatischen Kindheit dachte ich, ich hätte die dunkelsten Stunden bereits hinter mir gelassen, aber ich wurde eines Besseren belehrt.
In den letzten Monaten ist bei mir so viel passiert, dass es für ein ganzes Leben reicht, kein Lebensbereich ist verschont geblieben. Trotz dessen, dass ich eine resiliente & starke Frau bin, der extreme Herausforderungen nicht fremd sind, stoße ich gerade an meine absoluten Grenzen.
Gerade auch, weil die letzten Jahre insgesamt sehr turbulent waren, die Batterien eh schon leer.
Innerhalb der letzten Wochen:
Habe ich die Nachricht erhalten, dass mein Vater an Leberzirrhose sterben wird. Die Schmerzen & das Organversagen haben schon begonnen und es wird eine bittere Niederlage für uns alle. Seit Zustand ist sehr schlecht und wir wissen nicht, wie wenig Zeit noch bleibt. Er ist erst 68 Jahre alt.
Mussten wir unseren über alles geliebten Hund abgeben – eine Entscheidung, die mein Herz gebrochen hat und die ich wohl immer zutiefst bereuen werde.
Hat meine Mutter die Diagnosen COPD im höchsten Stadium und Herzklappenversagen erhalten (da wissen wir auch, wo die Reise hingeht).
Sind unsere beiden Jobs weggefallen & damit auch die finanzielle Sicherheit.
Haben mehrere für mich sehr bedeutsame Freundschaften geendet.
Neben alle diesen Themen hatte ich dann noch meine eigenen gesundheitlichen Schwierigkeiten, einen bürokratisch aufwendigen Umzug zu organisieren und die ganz normalen Pflichten des alltäglichen Lebens zu bewältigen.
Ursprünglich hatte ich ganz andere Pläne für die kommenden Monate: endlich Zeit für mich, Fokus auf Gesundheit und mein Business, Pläne schmieden fürs Auswandern. Das alles ist jetzt auf der Prioritätenliste etwas nach unten gerutscht.
Ich sag’ es Dir ganz ehrlich:
Ich bin nicht okay, bin am absoluten Tiefpunkt angekommen – mental, emotional, energetisch.
Die Themen sind so viel mehr, als ich gleichzeitig be- & verarbeiten kann.
Ich bin so erschöpft, verloren und überfordert wie noch nie in meinem Leben. Und weil alles zu viel ist, bin ich emotional mittlerweile ziemlich taub.
Aufzustehen und irgendwie weiterzumachen, erfordert aktuell alle Kraft & alles an Wissen/Techniken, was ich habe. Es gibt sehr viele Tage, an denen ich mich frage, ob ich dieses Mal daran zerbrechen werde. Ob ich mich wieder hochkämpfen kann, obwohl alles in mir schreit, einfach liegenzubleiben. Mit jeder schlechten Nachricht wird es schwieriger.
Ich möchte mit Dir teilen, was bisher niemand über mich weiß, nicht mal meine engsten Vertrauten. Weil es mit sehr viel Tabu & Scham behaftet ist. Was aber unbedingt ausgesprochen werden muss, auch wenn es extrem hart ist.
Ein Thema, für das ich meine Stimme nutzen möchte, weil ich mir sicher bin, dass viel mehr Menschen diese Gedanken nachvollziehen können, als man vermuten würde.
Ich war nun insgesamt 3 Mal in meinem Leben diesem Punkt, wo eine Hiobsbotschaft die andere jagt und der Schmerz nicht zu enden scheint. Wo mich alle Hoffnung auf bessere Tage verlassen hat. Wo die Verzweiflung so tief sitzt, dass ein Ende des Tunnels unerreichbar erscheint. Wenn nichts mehr Sinn ergibt und mich tröstende Worte kaum erreichen. Ich niemandem wirklich begreiflich machen kann, wie es in mir aussieht.
Wo Sterben so viel leichter erschien als zu leben und mir oft der Gedanke kam, wie friedlich es wäre, nicht mehr aufzuwachen. Ich förmlich zu Gott gebetet habe.
Ich gebe heute zum ersten Mal zu, dass ich nicht nur mehrfach übers Sterben nachgedacht, sondern auch nach einem Ausweg gegoogelt habe.
How not to die – Was hat mich davon abgehalten?
Das, was mich immer am Leben gehalten hat: pure Sturheit & Wut. Dass mich nichts und niemand brechen kann. Und irrationaler Stolz: Ich habe es bis hierher überlebt, ich kann es wieder tun. Wieder stärker und weiser daraus hervorgehen.
Die Erkenntnis, dass das Leben ein Geschenk ist, dass ich nicht einfach wegwerfen will -nicht so!
Das diffuse Gefühl, dass nach dem Schmerz noch etwas wartet, mein Sinn hier zu sein noch nicht erfüllt ist. Die Neugier, was meine Geschichte noch für mich bereit hält.
Dass hinter all der Scheiße, all den Tränen, dem Verlust, der Ungerechtigkeit eine wertvolle Lektion, mehr Lachen und Liebe auf mich wartet. Ich immer noch glücklich werden kann – nicht trotz, sondern gerade WEGEN meiner Erfahrungen.
Auch wenn ich aktuell noch nicht alle Antworten habe und der Weg lang & steinig wird. Das ist okay. Auch das ist Teil unserer Erfahrung als Menschen.
Schmerz zu überwinden und Wunden zu heilen, ist eine sehr individuelle Erfahrung. Aber dennoch möchte ich Dir mit Dir teilen, was mir in solchen Situationen geholfen hat. In der Hoffnung, dass etwas Nützliches für Dich dabei ist:
Sprich darüber & hol Dir unbedingt Hilfe!
Egal ob bei Familie, Freunden und/oder professioneller Art. Es gibt keinen Grund sich zu schämen, wir alle erleben Phasen, wo wir ohne Unterstützung nicht weiterkommen. Ich spreche sehr viel mit meinem Partner & Freunden, mache aktuell ein Coaching zum Thema Traumata und schreibe jeden Tag Gedanken & Gefühle auf.
Lass es raus!
Weine, schreie, power Dich aus. Verdränge Deine Gefühle nicht, sie holen Dich irgendwann sowieso wieder ein. Je länger Du alles in Dich reinfrisst, desto größer wird die Explosion am Ende. Es ist total in Ordnung, wenn Deine Stimmung mal für eine Weile im Keller ist.
Mach das, was Dir guttut – Self Care is key!
Egal ob Entspannung wie Yoga & Meditation, spazieren gehen, Frustessen, Disney Filme gucken, lesen etc. Sei in dieser Zeit mal besonders egoistisch und liebevoll mit Dir. Zwing Dich zu nichts, worauf Du keine Lust hast oder was Dir nur noch mehr Energie raubt.
Gib Dir Zeit, Heilung passiert nicht über Nacht.
Toxische Positivität oder Produktivität um jeden Preis hat jetzt keinen Platz. Und funktioniert meistens eh nicht.
Trauere auf Deine Art.
Bilder anschauen? Mit anderen Erinnerungen teilen/ Lieblingsorte besuchen? Brief schreiben? Für ein paar Tage wegfahren? Was immer es braucht, damit Du gut mit Deiner Situation umgehen kannst, ist das richtige.
Fokussiere Dich auf schöne Dinge in der Zukunft.
Mach Pläne, buch die Reise, arbeite weiter an Deinem Traum, mach den Kurs weiter, der Dir so viel Spaß macht. Aktiv am Morgen zu arbeiten nimmt dem Heute die Schrecken und macht uns bewusst, dass das Leben nicht endet, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Ich schreibe jeden Tag mindestens 3 Dinge auf, für die ich dankbar bin oder über Kleinigkeiten, die mich erfreut haben, auch wenn’s an manchen Tagen schwerfällt.
Auch möchte ich Dir anbieten, dass Du mir jederzeit schreiben kannst, wenn es Dir nicht gut geht. Niemand sollte allein durch dunkle Zeiten gehen müssen! Geteiltes Leid, ist halbes Leid.
Ich bin immer für Dich da.
Falls es Dir heute noch niemand gesagt hat:
Du bist wertvoll und Du hast Liebe verdient.
Du musst nicht repariert werden, weil Du nicht kaputt bist.
Du bist bereits GANZ.
Ich glaube an Dich und ich wertschätze Dich, genauso wie Du bist ❤️
Wenn Du Dir Gedanken über selbstverletzendes Verhalten machst, kannst Du jederzeit die Telefonseelsorge unter folgender Nummer erreichen: 0800 1110 111 oder 0800 1110 222. Bitte such Dir Unterstützung und sprich darüber!
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