Heute erlaube ich Dir einen intimen Einblick in mein Innerstes - SPOILERWARNUNG es wird auch etwas emotionaler! Aber genau dieser offene Umgang mit den eigenen Emotionen ist das Ziel dieses Blogs. Als (hoffentlich) gutes Vorbild voran zu gehen und Dir zu zeigen, dass die Welt nicht untergeht, wenn wir über unsere Struggles, Imperfektion & Probleme sprechen – die übrigens jeder von uns hat!
Hast Du schon mal solche Sprichwörter gehört wie „man kann sich seine Familie nicht aussuchen“ und „Blut ist dicker als Wasser“? Genau darum soll es heute gehen!
Ich möchte Dir erklären, warum das NICHT meine persönliche Erfahrung widerspiegelt.
Aber erstmal zum Hintergrund:
Meine Freundschaften haben mich in den vergangenen Monaten auf Trapp gehalten, denn es gab sehr viel Bewegung in diesem Bereich. Ein paar Freundschaften sind auf schmerzliche Weise geendet, manche haben sich unerwartet verändert, einige neue wundervolle Menschen sind überraschend in mein Leben getreten.
Solche Phasen im Leben kennt jeder von uns, oder? Wenn wir uns selbst verändern, verändern sich auch zwangsläufig die Menschen in unserem Umfeld.
Und im Zuge dieses Umbruchs, habe ich oft darüber sinniert, warum mir meine Freundschaften so unheimlich wichtig sind und warum ich gerne so viel Zeit für sie investiere.
Gerade in einer Gesellschaft, in der die Partnerschaft oft als höheres & wichtigeres Gut angesehen wird und die Zeit für Freunschaften oft signifikant sinkt, wenn wir uns in einer befinden.
Happy End auf Umwegen:
Der Einfluss meiner Kindheit auf meine Freundschaften
An dieser Stelle muss ich etwas ausholen – bear with me 😁
Meine Kindheit war extrem schwierig, meine Familie alles andere als Bilderbuch.
Jedes meiner primären Familienmitglieder hat mindestens 2 mentale Erkrankungen und dazu noch mehrere physische Krankheiten – ein „normales“ Umfeld gab es während meines Aufwachsens also nicht. Ich habe 2 ältere Brüder, die eine bewegtes Leben haben und bei denen es konstant Waldbrände zu löschen gab. Ich kann mich leider an nur wenigen „einfach nur schönen“ Kindheitserinnerungen festhalten, da es immer neue Dramen gab.
Da ich das Kind war, dass die keine großen Probleme gemacht hat, bin ich sehr oft vernachlässigt worden.
Ich habe mich oft übersehen gefühlt und dachte immer, ich wäre nicht gut genug, um die Aufmerksamkeit meiner Eltern zu verdienen. Egal wie sehr ich mich auch bemühte das "gute Kind" zu sein und meinen Wert zu beweisen.
Aber es gab einfach immer jemanden mit größeren & wichtigeren Problemen als meinen.
Und wenn ich dann doch mal Themen angesprochen habe, die mich belasteten, wurden diese öfters ignoriert, heruntergespielt oder sogar unbewusst „gegaslighted“*.
Zum Beispiel als ich mit Anfang 20 das Alkoholproblem meines Vaters auf eine emotionalere Weise ansprach und die Reaktion erhielt, dass ich „total den Verstand verloren hätte“. Und danach ein Jahr lang kein Kontakt zu meinen Eltern bestand. Daher kommt wahrscheinlich auch meine Abneigung fürs Ghosting 😅
Auch werde ich heute immer noch als der „Sonderling & Spielverderber“ behandelt, weil ich nicht rauche, trinke und andere Vorstellungen vom Leben habe, als der Rest meiner Familie.
Was das mit meinem Selbstwert gemacht und dass dies meine Beziehungen im Allgemeinen lange geprägt hat, kannst Du Dir sicher gut vorstellen.
Blut ist dicker als Wasser? Nicht für mich!
Freunde finden, die zur Familie werden
Alle diese Themen haben dazu geführt, dass ich mich sehr stark von meiner Familie abgewandt habe. Ich habe heute zwar ein etwas besseres Verhältnis zu meinen Eltern - was überwiegend durch starkes Grenzen-setzten & mehr Ehrlichkeit meinerseirs passiert ist.
Aber zu meinen Brüdern habe ich keinen Kontakt (manche Menschen wussten nicht mal, dass ich Brüder habe).
Denn, die Frage, die sich mir zunehmend stellte, war: Warum soll ich das negative Verhalten, dass ich NIEMALS bei meinem Partner oder meinen Freunden akzeptieren würde, bei meiner Familie entschuldigen? Nur, weil wir verwandt sind? Das hat für mich nie Sinn ergeben.
Ich erzähle Dir das nicht, weil ich Mitleid möchte. Ich bin kein Opfer!
Und diese Geschichte hat für mich persönlich auch glückliches Ende gefunden!
Denn außer, dass ich es als unglaublich befreiend betrachte, dass ich meine Geschichte heute ganz ohne Scham erzählen & OWNEN kann, möchte ich nun den Bogen schlagen, warum mir meine Freundschaften ALLES bedeuten.
Da ich mich nie so richtig meiner Familie zugehörig gefühlt habe, bin ich auf die Suche nach Menschen gegangen, die mich in ihrem Leben wollen, die mich aktiv WÄHLEN.
Die mich akzeptieren, wie ich bin und nicht, wie sie mich gerne gehabt hätten. Die mich lieben, weil sie es eben so wollen, nicht weil sie müssen – nur weil man verwandt ist. Es gab keinen Zwang, kein so tun als ob, sondern freiwillig geschenkte Zeit, Liebe und Unterstützung. Menschen, die meine Vorstellungen & Werte teilen. Kann es etwas Schöneres auf dieser Welt geben?
Das Gefühl von Zugehörigkeit, Wertschätzung & Akzeptanz, dass ich in meiner Familie nicht finden konnte, wurde mir in meinen Freundschaften hundertfach zurückgegeben ❤️
Die Brüder, die ich quasi nicht hatte, wurden in Form von Soul Sisters wiedergutgemacht.
Genau deswegen schätze ich meine Freundschaften auch so sehr – sie wurden zu meiner Wahlfamilie und zu einem der größten Geschenke, die ich je erhalten habe. Wofür ich jeden Tag unendlich dankbar bin und was niemals selbstverständlich für mich sein wird.
Genau deswegen mache ich für diese Menschen jeden Tag Zeit, egal wie busy mein Leben gerade sein mag!
Ich wäre heute nicht, wer ich bin, wäre nie so weit gekommen, hätte nicht so viele wertvolle Lektionen gelernt, wäre es nicht für die wundervollen Menschen in meinem Leben.
Ich habe, was meine Beziehungen angeht wirklich verdammt viel Glück gehabt!
Außerdem habe ich durch die vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten, die Teil meines Lebens sind/ waren auch viel über mich selbst gelernt. Sie haben mir oftmals einen den Spiegel präsentiert, der vielleicht nicht immer angenehm, aber definitiv nötig & wichtig für meine Entwicklung war.
Sie haben besonders in den vergangenen Monaten aufgezeigt, dass dieses Selbstwertthema etwas ist, an dem ich weiterhin arbeiten darf und möchte.
Auch, wenn es gar kein Vergleich mehr zu früher ist, ertappe ich mich hin und wieder noch dabei, dass ich das Gefühl habe, ich verdiene keine Liebe & Aufmerksamkeit.
Ich dürfte diese nicht einfordern und müsste immer diplomatisch und lieb bleiben, immer Verständnis zeigen, um sie zu erhalten.
Auch bin ich ehrlicherweise manchmal etwas needy und ich bin zu oft Menschen hinterhergerannt, die offensichtlich kein Interesse (mehr) zeigen oder mich oft verletzt haben. Es schmerzt mich sehr, wenn ich Freundschaften (selbst die, die sich auf natürliche Art verändern/ weiterentwickeln/ auflösen) loslassen zu müssen.
Gerade, WEIL sie mir so unendlich viel bedeuten, würde ich am liebsten nie eine Freundschaft hergeben!
Meine Liebsten zeigen mir immer wieder, dass ich mir Fehler meiner Vergangenheit eingestehen und an mir arbeiten darf.
Zum Beispiel: Dass ich, besonders meinen sehr engen Freundinnen, in den letzten Jahren sehr viel an schweren Themen zugemutet habe, was definitiv nicht immer leicht für sie war. Dass wir nicht jeden Tag voneinander hören müssen und uns trotzdem lieb haben können. Und auch, dass wir nicht alles gemeinsam haben oder immer einer Meinung sein müssen - das es sogar extrem lehrreich sein kann, wenn es nicht so ist!
Sie haben mir aber auch all die Dinge aufgezeigt, die sie an mir schätzen & lieben. Meine Offenheit, meine Wertfreiheit, dass auf mich Verlass ist, bei den kleinen und großen Problemen (auch mal per Anruf mitten in der Nacht). Und dass ich das mit dem aktiven Zuhören und gute Ratschläge zu geben, ganz gut hinbekomme! NAILD IT! ✌️
Meine Freunde haben den mit Abstand größten Einfluss auf mein bisheriges Leben (und dessen Lebensqualität) genommen. Sie haben mich nicht nur geprägt, sondern auch die Wunden der Vergangenheit geheilt, mich wieder zusammengesetzt, wenn ich zerbrochen war und an mich geglaubt & mich bestärkt, wenn ich es selbst gerade nicht konnte!
Interessanterweise gibt es passend dazu auch sehr spannende Studien, die den hohen Stellenwert von Freundschaften ebenfalls bestätigen:
„Studien haben gezeigt, dass Freundschaften essenziell für Glück und Langlebigkeit sind und oft eine wichtigere Rolle spielen als romantische Beziehungen. Die Harvard-Studie zur Erwachsenenentwicklung, eine der am längsten laufenden Studien über das Erwachsenenleben, hebt hervor, dass starke soziale Verbindungen, insbesondere Freundschaften, entscheidende Faktoren für langfristige Gesundheit und Wohlbefinden sind. Freundschaften bieten eine einzigartige emotionale Unterstützung, die in manchen Fällen bedeutender sein kann als die Unterstützung in romantischen Beziehungen, besonders im Alter.
Darüber hinaus weisen Forschungen darauf hin, dass die Gesundheitsrisiken, die mit sozialer Isolation verbunden sind, vergleichbar mit denen des Rauchens oder der Fettleibigkeit sind. Menschen mit starken Freundschaften haben eine 50 % höhere Überlebenschance als diejenigen mit schwächeren sozialen Bindungen. Dies macht die Pflege enger Freundschaften zu einem entscheidenden Faktor für die mentale und physische Gesundheit im Laufe des Lebens (Amintro) (Tradition Senior Living)“
Ist das nicht Wahnsinn, wie hoch der Einfluss von Freundschaften auf unser Leben ist?
Und genau deswegen werde jeden Tag dafür Sorge tragen, dass mir dieses wertvolle Geschenk erhalten bleibt! Meinen Liebsten zurückgeben, was sie mir geben – Liebe, Zeit, Lachen, Beistand, unvergessliche gemeinsame Erinnerungen & witzige Insider!
I LOVE YOU, GUYS!
Was denkst Du?
Welchen Stellenwert haben Freundschaften für Dich?
Findest Du den Spruch "Blut ist dicker als Wasser" treffend?
Interessante Podcastfolgen zum Thema, findest Du hier:
* “Gaslighting ist eine manipulative Taktik, bei der eine Person versucht, eine andere Person dazu zu bringen, an ihrer Wahrnehmung, ihrem Gedächtnis oder ihrem Verstand zu zweifeln. Das Ziel ist es, Macht und Kontrolle über die andere Person zu erlangen, indem sie verwirrt und unsicher gemacht wird.
Gaslighting erfordert nicht immer eine bewusste Absicht zur Manipulation. Manchmal geschieht es aufgrund von Kommunikationsmustern, mangelndem Bewusstsein oder emotionalen Problemen einer Person. Zum Beispiel könnte jemand unbewusst die Gefühle oder Erinnerungen eines anderen abwerten oder leugnen, weil er oder sie selbst Schwierigkeiten hat, diese zu akzeptieren oder zu verstehen. Obwohl die Absicht fehlt, kann das Ergebnis dennoch dazu führen, dass die andere Person an ihrer Wahrnehmung oder ihrem Urteilsvermögen zweifelt.
Unbewusstes Gaslighting kann ebenso schädlich sein wie bewusste Manipulation, da es das Selbstvertrauen und die mentale Gesundheit der betroffenen Person untergräbt.
Comments